Diesen Satz schrieb ich gerade auf Twitter, angesichts der grotesken Ereignisse, die mich, wieder einmal, schockieren. Einerseits ist da die Dreistigkeit, mit der Machtbefugnisse ausgenutzt werden, wenn aufgrund einer Beleidigung auf Twitter eine Wohnung durchsucht wird. #Pimmelgate beschäftigt die Leute und Medien seit Tagen massiv.
Der Hamburger Innensenator Grote steht zu Recht im Feuer der Kritik.
Beleidigungen im Internet sind tägliches Übel und es wird keinen geben, der nicht schon mal von Trollen oder Hatern primitiv beschimpft wurde. Das ist leidig und schlechter Stil, aber ist das ein Grund, mit Polizeieinsatz die Wohnung von jemandem zu stürmen und dort elektronische Geräte zu beschlagnahmen – nur, weil man es kann? Was vermutet man denn auf dem Computer? Penisbilder? Die Frauen täglich per Direktnachricht geschickt bekommen, woraufhin bei Meldung nicht einmal die Accounts gesperrt werden? Sicher nicht. Eine geheime Verschwörung gegen den Senat? Subordinative Emails oder Tweets? Dass der „Pimmeltweet“ schon drei Monate alt ist und bereits im Juni gepostet wurde, verleiht dem ganzen einen umso skurrileren Charakter. Zumal noch zwei kleine Kinder in der Wohnung des Tweet-Verfassers leben, die den Polizeieinsatz mitbekamen.
Selbst in den USA sorgte die Nachricht für Schlagzeilen.
So berichtete die Washington Post vor zwei Tagen über den Vorfall und die empörten Reaktionen.
Und weiter geht es im Karussell des täglichen Irrsinns:
Dass Leute, nur weil sie eine bestimmte Impfung ablehnen, künftig auf Lohnfortzahlung verzichten müssen, solange sie in Quarantäne sind, wenn festgestellt wird, sie hatten mit einer „positiv getesteten“ Person Kontakt, ist haarsträubend. Das sollte jeden, geimpft oder nicht, fassungslos machen.
Mir kommt es derzeit vor, als sitze ich im Theater in einem ganz schlechten Stück, um mich herum ein teilweise klatschendes, teils apathisches oder empörtes Publikum. Während die Akteure mit Faceshield auf der Bühne stehen, um sich vor den faulen Eiern zu schützen, die ihnen entgegenfliegen. Mittendrin Security, welche die wütenden Eierwerfer aus dem Saal entfernt, die sich dann irgendwo draußen versammeln. Also Regierungskritiker, die auf alternative Medien zurückgreifen, weil sie in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten kein Gehör und kein Verständnis mehr finden. Die Kritiker werden mehr, dennoch gibt es nach wie vor Menschen, die unkritisch alles hinnehmen.
Geringfügig Verdienende würden die finanziellen Einbußen bei Zwangsarrest zu Hause ohne Lohn in die finanzielle Not treiben.
Von den psychischen Folgen, wie bei allen Maßnahmen, die nur der Gesundheit dienen, ist, wie immer, ganz zu schweigen.
Aber auch Geimpfte können ansteckend sein, für sie gilt die Regel aber nicht. Geht es nur mir so, oder kriegt da nicht automatisch jeder Knoten ins Gehirn? Ist dann Sinn dieser Regelung, dass sich möglichst viele impfen lassen, obwohl sie selbst dann nicht vor Ansteckung geschützt sind – und wäre das nicht blanke Erpressung? Führen Ausgrenzungen wirklich dazu, dass die Geimpften sich als etwas „Besseres“ fühlen, wie es ihnen mental eingeimpft wird, oder sind auch diese entrüstet über solche Entscheidungen?
Es gibt solche und solche. Ich habe noch nie erlebt, außer im Internet, dass es zu erbitterten Meinungskämpfen kam, ich kann mich mit allen, ob geimpft oder nicht, offen, wut- und aggressionsfrei über die Thematik unterhalten. Dabei geht es nie darum, dem anderen seine Sichtweise aufzuzwängen, und der Charakter, der über den Umgang mit anderen Menschen bestimmt, ist nun mal unabhängig vom Impfstatuts.
Mein Umfeld besteht allerdings auch aus offenen und empathischen Menschen, die es nicht nötig haben, andere auszugrenzen. Und zumindest meinen Umgang kann ich selbst bestimmen. Spaltung greift nur bei denen, die ohnehin dafür empfänglich sind.
Ich bin trotz allem eher beruhigt:
Wer kurz vor der Wahl derartigen Unmut auf sich zieht, handelt in meine Augen kopflos.
Gewinnt man so Wählerstimmen? Macht man sich so beliebt, was man doch jetzt dringend tun müsste? Steht ein Plan dahinter, die Gesellschaft umzuformen, wie viele vermuten? Ich habe keine Belege für einen solchen Plan, aber offene Augen. So erinnere ich, wie Merkel auf dem deutschen Kirchentag in Dresden 2011 ganz offen über die „Neue Weltordnung“ sprach und sich heute immer mehr abzeichnet, welch zentrale Rolle digitale Überwachung, Kontrolle und Zwang spielen. Zudem glaube ich, dass es keine Zufälle gibt, schon gar nicht in der Politik. Aber es gibt Aussetzer. Und so ganz harmonisch würde ein solcher Plan nur dann verlaufen, wenn alle mitspielen.
Und genau das passiert nicht. In der Schweiz und in Frankreich gehen Hunderttausende gegen die Coronapolitik auf die Straße, in Dänemark gilt die Pandemie quasi als beendet, dennoch ist Australien gruseliges Beispiel für eine Corona-Festung: Mit Lockdown und Ein- wie Ausreisebeschränkungen - woraufhin es jedoch in Sydney zu Massenprotesten kam.
Durch immer neue Widersprüche, die immer weniger Menschen verdrängen können, stellen sich die Machthaber selbst ein Bein.
Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Plan, in dem dies alles dazu dient, dass Menschen endlich aufwachen und realisieren, in welcher Welt sie leben? Die auch vor Corona nicht ideal war, sondern von Ungerechtigkeit geprägt?
Ich vertraue ganz meinem Gefühl. Und das wird immer friedlicher, je wilder draußen alles erscheint. Diese Zeit bringt so vieles ans Licht, gerade die Persönlichkeit der Mitmenschen, welche im Trott des Alltags so nie zutage getreten wäre. Die Spreu trennt sich definitiv vom Weizen und man erkennt, mit wem man es zu tun hat. Überrascht haben mich Menschen, wenn, dann nur positiv. Diejenigen, die verbissen und selbstgefällig alle Maßnahmen der Regierung mittragen und über „Coronaleugner“ etc. schimpfen, von denen hatte ich auch nichts anderes erwartet.
Ich ahne und hoffe, dass sich der Wind bald dreht.
Die Welt ist in Aufruhr. Das grassierende Virus heißt Kontrolle und die Pandemie ist die Unfreiheit. Wie das Drama endet, weiß ich nicht. Aber die Hauptakteure sind nicht die, die auf der Bühne stehen, sondern wir im Publikum. Wir können viel erreichen, wenn wir merken, dass andere im abgedunkelten Saal neben uns sitzen. Und dass wir viel mehr sind als „die da oben“.
Titelbild: pixabay/stevepb
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Gudrun Engelke (Samstag, 11 September 2021 20:15)
Danke, Annette, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Heute fand ich die Ansprache von Pastor Jakob Tscharntke und schickte sie in das Büro von Herrn Gauck, der mich und viele hier in Rostock als Bekloppte bezeichnete. Ich freue mich auf Ihren nächsten Beitrag